Montag, 31. August 2009

"On vous fera travailler!"

"Wir werden euch schon was zu Arbeiten geben!" - So die Begrüssungsworte des Unidirektors am ersten Tag. Na das kann ja heiter werden!!
Der erste Tag ist - zumindest offiziell- vorbei. Ganz einfach war es nicht: Egal wohin ich komme, es ist immer die gleiche Situation. Ich komme immer allein an einen neuen Ort/neue Arbeit etc. - und alles, die ich da treffe, haben sich schon verbrüdert. Wie machen die das??
Aber es hat schon funktioniert, gebissen hat mich bisher niemand von den insgesamt mehr als 80 ausländischen Studenten, die das nächste Semester (oder Jahr) hier am IEP verbringen werden. Auch wenn die Leute von überall her kommen - ein Drittel stammt aus Deutschland und man ist (trotz diverser guter Vorsätze zur Sprachverbesserung) doch sehr froh darum, sich mit jemandem in einer Sprache über das französische Verwaltungschaos unterhalten zu können, in der man sich so ausdrücken kann, wie man will. Zu tun gibts genug: Versicherungen, Bankkonto, Immatrikulation - alles auf Französisch oder in der Sprache, die die Franzosen für Englisch halten.
Der erste Akt war heute ein Sprachtest: Das Niveau feststellen und die Leute für die kommenden beiden Wochen in Leistungsgruppen einteilen, damit alle für die Anforderungen des Kursbetriebes ("des éxigeances très fortes") fit werden. Mal sehen, wie es mir dabei ergangen ist...
Ich würde schon viel darum geben, wenn die ersten zwei Wochen schon rum wären: Man kennt die Leute, ist über die Smalltalk-Themen Wetter und Studienverhältnisse in Deutschland raus, hat sich halbwegs orientiert und kann schon auf eine Zeit zurückblicken. Bis jetzt liegt alles noch vor mir - auch wenn ich mich manchmal auf das Abenteuer freue, in dem ich hier stecke: Lieber wäre es mir doch, wenn die Zeit schon etwas vorangeschritten wäre...

Sonntag, 30. August 2009

Die Freien Felder hinterm Haus

Zum ersten Mal kommt ein Blog-Eintrag nun direkt aus Rennes - aus den Champs Libres, um genau zu sein. Das ist das staedtische Kulturzentrum (inklusive Buecherei) und befindet sich gluecklicherweise nur einen Hinterhof von meiner Wohnung entfernt.
Bisher kann ich eigentlich nur von Erfolgen sprechen. Die Fahrt hierher war zwar sehr lang (1327 km), aber staufrei. Der Grund dafuer laesst sich leicht finden: Frankreich erhebt eine Autobahnmaut, die einem das Wasser in die Augen treibt: Allein die einfache Strecke von Paris bis Rennes (etwa 300 km) kostet 27 €! Auch die Wohnung war und ist eine positive Ueberraschung. Sie liegt im 6. Stock eines Gebaeudes aus den 50er Jahren und ist sogar (fast) mit dem Lift zu erreichen. Wirklich fantastisch ist die Lage: Im Umkreis von einmal Umfallen finden sich die besagten Champs Libres, der Hauptbahnhof, die Metro, eine Bushaltestelle, der Busbahnhof, ein riesiges Einkaufszentrum mit Supermarkt, mehrere Waschsalons, Geldautomaten und Apotheken und das groesste Kino der Stadt. Das Altstadtzentrum ist ein Reichweite, ebenso meine Uni. Die ist aber nur eine von circa 40 Hochschulen in der Stadt. Die Folge: Von 250.000 Einwohnern sind 60.000 Studenten, was natuerlich das Stadtbild entscheidend praegt und fuer eine echt erstaunliche Kneipendichte sorgt. Aber Wehrmutstropfen: Das Preisniveau liegt deutlich ueber dem Eichstaetts, ein 0,33 Bier kostet hier gut mal 3 €.
Die Uni selber geht am Montag um 10 Uhr in die erste Runde: Begruessungstag mit Fruehstueck und allgemeiner Einfuehrung, die folgenden zwei Wochen bis 11. September findet dann vormittags jeweils ein Sprachkurs statt. Etwas ganz Tolles ist die Organisation Zéphyr, die aus Studenten aus dem 4. Jahr besteht und die uns in der Einfuehrungszeit zur Seite steht, wenn es darum geht, eine franzoesische Handykarte, ein Bankkonto oder die staatliche Wohnbeihilfe zu beantragen.
Es fehlt eigentlich nur eins hier. Oder sollte ich lieber sagen: Eine...???

Dienstag, 25. August 2009

Muss das den wirklich sein?

Morgen Abend soll es also los gehen... Ab ins Ausland, Erfahrungen sammeln, sich weiterbilden, sich und seine Ellenbogen fit machen für den Arbeitsmarkt von morgen - Äh, kurz mal Stopp bitte!
Mir geht das irgendwie alles zu schnell. Grad war doch noch das Sommerfest an der Uni und aus meinem Urlaub bin ich doch auch erst seit einem gefühlten Augenblick zurück. Also: Wer bist du und was hast du mit den vergangenen zwei Wochen gemacht??? Gib sie wieder her!
Es hat schon was Seltsames - auch wenn man für die ständige Wiederholung seiner angeblichen Weisheiten dem Volksmund am liebsten eins auf den selbigen geben würde - er hat halt doch Recht: Je schöner und wertvoller die Zeit ist, desto schneller ist sie dahin. Und mit ihr werden alle die Erlebnisse, die man gerade noch in vollen Zügen genossen hat (das Sonnenbaden auf der Wiese, die Bergtour bei strahlendem Sonnenschein, das Baden im See, der Besuch in der Saurier-Ausstellung) zu einer Erinnerung. Aber, und das ist der Trost dabei, zu sehr schönen. Danke, Susanne!